Nasrin Sotoudeh im Gefängnis: Elektroschocks und Herzinfarkt – Verleihung des HeldinnenAwards am 13.11.2023 im Roten Rathaus Berlin
Nasrin Sotoudeh, die „Nelson Mandela Irans“, war am 29. Oktober auf der Beerdigung der 16-jährigen Armita Garavand in Teheran festgenommen worden, die nach dem Vorgehen der Sittenpolizei gegen die Unverschleierte in der U-Bahn aus dem Koma nicht mehr erwacht war. Auch Sotoudeh war bei der Verhaftung unverschleiert, sowie weitere 20 Frauen. Sie alle wurden geschlagen, sodass Nasrins Brille zerbrach, und verhaftet. Im Gefängnis erlitt die Menschenrechtsanwältin einen Herzinfarkt, der nicht medizinisch versorgt wurde. Danach trat sie aus Protest in einen noch andauernden Hungerstreik. Ihr Leben ist in höchster Gefahr.
Dieser Schatten liegt über der seit Monaten geplanten Verleihung des HeldinnenAwards an Nasrin Sotoudeh durch die Alice-Schwarzer-Stiftung.
Die Veranstaltung beginnt um 13.15 Uhr. Nach der Begrüßung durch den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner und Alice Schwarzer hält Jasmin Tabatabai die Laudatio. Anschließend werden zwei Video-Botschaften von Sotoudeh gezeigt. Die Schauspielerin Claudia Burckhardt trägt die deutsche Übersetzung vor. Prof. Jürgen Wilhelm vom Stiftungsvorstand wird Mansoureh Shojaee – Nasrins Kampfgefährtin, die heute in den Niederlanden im Exil ist – den Preis stellvertretend überreichen: 10.000 Euro Preisgeld sowie eine Skulptur der japanischen Künstlerin Leiko Ikemura.
Nasrin Sotoudeh hat ihre letzten Video-Botschaften auf der sogenannten „Revolutionsstraße“ aufgenommen. Dort hatten 2019 junge Frauen, genannt die „Mädchen von der Revolutionsstraße“, erstmals öffentlich ihre Schleier abgerissen und wie eine Fahne der Freiheit geschwenkt. Die Reaktion des Regimes war brutal. Die Frauen flohen ins Exil oder kamen vor Gericht. Drei von ihnen verteidigte die Anwältin Sotoudeh. Sie landete dafür selber vor Gericht. 2019 wurde sie zu 38 Jahren Haft und 145 Peitschenhieben verurteilt. 2022 war Sotoudeh wegen schwerer Erkrankung auf Zeit aus dem Gefängnis entlassen worden. In ihrer Video-Botschaft sagt Nasrin, selber Mutter einer Tochter (die im Exil ist) und eines Sohnes: „Wir gehen auf die Straße, um unsere Kinder zu schützen. Mädchen haben wie Jungen das Recht, sich frei zu bewegen. Dies ist die Revolutionsstraße, wo alles begann. Ich stehe am Scheideweg.“
Der von der Alice-Schwarzer-Stiftung initiierte HeldinnenAward wird erstmals und nicht zufällig gerade jetzt an eine Iranerin verliehen. In diesen Zeiten, in denen internationale Krisen den Freiheitskampf der Menschen in Iran überschatten, haben die IranerInnen keine Stimme mehr und brauchen unsere besondere Solidarität.
Nasrin Sotoudeh ist seit zwanzig Jahren einer der Motoren des Aufstandes der Frauen in Iran. Sie verteidigte zahllose Frauen und Menschenrechtler vor Gericht, so manchen rettete sie das Leben. Und sie scheute sich auch nicht, für ihren Kampf auf die Straße zu gehen. Nur der internationalen Solidarität hat sie es wohl zu verdanken, dass sie noch lebt.
Die Preisverleihung am 13. November beginnt mit einer Begrüßung durch den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner. Die Laudatio hält die deutsche Halbiranerin Jasmin Tabatabai. Nasrin Sotoudeh ist präsent mit einer (zweiten) Videobotschaft, aufgenommen wenige Tage vor ihrer Verhaftung. Der Preis beträgt 10.000 Euro sowie eine Skulptur von Leiko Ikemura. – Die öffentliche Veranstaltung im Wappensaal im Roten Rathaus beginnt um 13.15 Uhr und geht bis ca. 14.30 Uhr.
Um Anmeldung wird gebeten: mail@alice-schwarzer-stiftung.de